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Wo kommen die Pelzls her?

 

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Gasthaus Pelzl in Tatenice 2007 (Tattenitz) (Tatenice) mit Pelzl in der Tür
das erinnert mich doch etwas an die
Unbesiegliche Inschrift

Der ältesten nachweisbaren Vorfahren in meiner Familienlinie Pelzl stammen aus Alt Moletein (Stary Maletin) und Chirles (Krchleby) bei Müglitz (Mohelnice) im Kreis Hohenstadt (Zábřeh) und waren Bauern und Gastwirte. Diese Orte liegen heute in der Tschechischen Republik. Vermutlich sind die Pelzls aus Süddeutschland (Österreich oder Bayern) eingewandert. Jedenfalls finden sich diese Namen und ihre Abwandlungen heute noch dort .

Karl-Heinz Pelzel (Bensheim) nennt in Michael's Bible Vorkommen des Namens:

1326 Dietl Pelczl aus Krems
1383 Wenczl Pölczel (Pelczel) in Deutsch Brod (Havlíčkův Brod)

Hier wurde im 14. Jh. Silber abgebaut. Die Bergleute dazu wurden u.a. aus Tirol geholt.

Im Geburtsregister von Müglitz (Mohelnice) (geführt ab 1614) erscheint 1626 die Geburt einer Marta Peltzel aus Libein, einem Dorf bei Müglitz. Zwischen 1626 und 1745 werden im Geburtsregister mehr als 90 Pelzls in verschiedenen Schreibweisen (Peltzel, Peltzl, Pelcel, Beltzel) aufgeführt.

Weitere Spuren finden sich auch in Steuerurkunden der Grafschaft Glatz (Kłodzko)
( Die Glatzer Steuerrolla von 1653, für die Grafschaft Glatz). Diese Steuerlisten waren notwendig, da die Obrigkeit nach dem verheerenden 30-jährigen Krieg offenbar nicht mehr genau wusste, wo die Steuerzahler - von denen sie lebte - geblieben waren.

Die Glatzer Steuer-Rolla von 1653 (zitiert nach Dr. Hildegard Lebeda, Prag: Die Glatzer Steuer-Rolla von 1653 für die Kreise Habelschwerdt - Glatz - Neurode - Wünschelburg) weist folgende namentliche Nennungen des Familiennamens Belczel oder Pelczel auf:

a. Im Kreis Habelschwerdt (Bystrzyca Kłodzka):
01. Elias Belczel, Töpfer (-,40) aus der Vorstadt von Habelschwerdt
02. Dauidt Belczel, Tuchscherer (1,-) aus gleichem Ort
03. Lorencz Pelczel, Fleischhacker (1,-) aus gleichem Ort
04. Adam Pelczel, Bauer (4,-) aus dem Dorf Altweistritz
05. Christoff Belczel, Chalupner (-) aus Verlohrenwasser
06. Adam Belczel, Bauer (1,49) aus dem Dorf Neulomnitz
07. Hanß Pelczel, Bauer (-,47) aus gleichem Ort
08. Jacob Pelczel, Bauer (3,49) aus dem Dorf Niederlangenau
09. Christoff Pelczel, Bauer (1,28) aus dem Dorf Glasendorf
10. Jacob Pelczel, Chalupner (-,30) aus gleichem Ort
11. Jacob Pelczel, der ander, Chalupner (-,26) aus gleichem Ort

b. Im Kreis Wünschelburg ( Radków):
12. Jacob Pelczel, Gärtner (-,16) aus dem Dorf Niederstein

c. Im Kreis Glatz (Kłodzko) :
13. Kaspar Pelczel, Bauer (3,-) aus dem Dorf Königshain
14. Michael Pelczel, Chalupner (1,-) aus dem Dorf Oberhannsdorf

Glatz (Kłodzko) gehörte wie Müglitz (Mohelnice) damals zur böhmischen Krone und liegt heute in der Republik Polen. Beide Städte liegen nur 75 km Luftlinie auseinander, was für die Verbreitung der Pelzls in diesem Gebiet von großer Bedeutung war. Diese Entfernung konnte man ohne großen Aufwand auch zu Fuß überwinden.

Schon unter König Přemysl Ottokar II. (1253 bis 1278), wurden in großem Umfang deutsche Handwerker und Bauern ins Land geholt. Sie sollten nicht zuletzt dazu beitragen, die wirtschaftliche Grundlage seiner Macht zu sichern. Zur gleichen Zeit wurde auch die Mark Brandenburg kolonisiert.

Eine weitere Zuwanderungswelle setzte nach dem 30-jährigen Krieg ein. Ganze Landstriche waren entvölkert und die Städte ubd Dörfer verwüstet.

Aufzeichnungen von Geburten, Hochzeiten und Todesfällen in Kirchenbüchern als Quelle gibt es erst seit ca. 1550. In der Regel enden alle Familienlinien der Pelzls im 30-jährigen Krieg. In den Hussitenkriegen (1419-1439) und im 30-jährigen Krieg (1618-1648) gingen schriftliche Aufzeichnungen oft verloren oder wurden vernichtet. Da unter den Pelzls keine Päpste, Könige und Fürsten waren, sind weitere Hinweise aus früheren Urkunden nicht zu erwarten.

Die große Zahl von Familienlinien mit gleichem Namen z. B. in einem so eng begrenzten Gebiet wie dem Schönhengstgau / Grafschaft Glatz lässt allerdings die Vermutung zu, dass diese Linien vielleicht doch bei einem gemeinsamen Ur-Pelzl enden (es müssen ja nicht immer die Sieben Töchter Evas sein).

Emilie Schindler geb. Pelzl nennt in Ihren Erinnerungen (Ich, Emilie Schindler-Erinnerungen einer Unbeugsamen, Herbig Verlag München 2006) Eintragungen in ihrem Familienstammbuch, die darauf hinweisen, daß die Pelzls im 13. Jh. nach Mähren kamen. Leider ist dieses Familienstammbuch in den Wirren des Krieges verlorengegangen.

Vermutlich wurden Pelzls aus Moletein erstmals um 1700 in Chirles ansässig (1704 Heirat von Hans Pöltzel (Moletein) mit Barbara Seidel (Chirles).

2011/2012 wurden neu zugängliche Kirchenbücher der Pfarre Alt Moletein ausgewertet. Es gelang endlich mehrere einzelne Familienlinien aus Michael's Bible unter einem Stammvater (Benesch Peltzel geb. um 1575) zusammenzufassen.

Alles begann 1988 mit einem Spaziergang von Michael Pelzel aus Cincinnati über einen Friedhof in den USA und der einfachen Frage:
Wo kommen wir her?
Jetzt - nach fast 25 Jahren liegt u.a. eine umfangreiche Familienlinie der Familie Pelzl aus Moletein vor, die z. Zt. ca 1300 Eintragungen enthält,die den Familiennamen Pelzl tragen oder mit Pelzls verwandt sind. Es gelang bis jetzt vier Familienlinien aus Moletein und eine aus Chirles zusammenzuführen, die in Michael's Bible noch einzeln aufgeführt wurden. Dise komplexe Arbeit wäre nicht möglich gewesen, ohne die selbstlose Hilfe vieler Menschen aus 5 Ländern auf drei Kontinenten. Mein Dank gilt aber in erster Linie Michael Pelzel: er hatte die Idee und hat sie zu einem grandiosen Ergebnis gebracht auf dem ich aufbauen konnte.

weiter zu Kapitel 3

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bei Droszków (Droschkau)
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ein Hof in Krchleby (Chirles Nr. 26)