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Le Sentier Cathare I

"Es gibt im Aude den Sentier Cathare, ein Wanderweg, der vom Mittelmeer über 200 Kilometer bis nach Foix führt. “Die Landschaft ist traumhaft”, schwärmen jene, die ihn gegangen sind. Wie Adlerhorste kleben die Katharerburgen auf den Felsen."

So kann man es bei france-ecotours.com lesen, wenn man sich über Le Sentier Cathare kundig machen will. Übersetzt heißt das soviel wie Katharer-Weg. Viel schlauer ist man aber dadurch nicht. Um herauszufinden wer oder was die Katharer waren, wann sie lebten und warum sie einen "eigenen" Weg haben, muß man sich schon etwas tiefer und mühsamer hineinarbeiten. Dann stößt man aber schnell auf unglaubliche Geschichten von vergrabenen Schätzen, Gralsrittern, Wolfram von Eschenbach (hallo, den kenne ich aus dem Literaturunterricht der 12. Klasse als Minnesänger) und zu allem Übel tritt dann noch Himmlers SS auf den Plan. Wenn man sich dann aus dem Haufen von Verschwörungstheorien und Schatzsuchereien befreit hat und den Mut nicht sinken lässt, findet man ein interessantes Stück Geschichte, das in Zeiten zurückreicht, als hierzulande der Askanier Albrecht noch wie ein Bär durchs Gebüsch schlich und versuchte, den Slawen ihr Land wegzunehmen, um dann die Mark Brandenburg draus zu machen.
Dieses andere Stück Geschichte aber spielt in den Pyrenäen, dem heutigen Grenzgebirge zwischen Frankreich und Spanien, genauer in den Départements Aude und Ariège im mittleren Teil der Pyrenäen, der Region Midi-Pyrenées. Die Katharer selbst nun waren eine christliche Glaubensgemeinschaft des 12. Jh. die die katholische Kirche samt ihrem Papst verachteten. Sie lehnten die diesseitige (materielle) Welt als böse (=vom Teufel gemacht) ab und strebten nach baldiger Aufnahme in den Himmel, denn nur dort konnten ihre Seelen Erlösung finden. Sie nannten sich selbst Bonshommes (gute Menschen) und lebten in Armut. Diese Glaubensbewegung war so erfolgreich, daß sich die katholische Kirche entschloß diese Ketzer (dieses Wort ist abgeleitet von Katharer) zu vernichten. Zu diesem Zweck rief Papst Innozenz III. zu einem Kreuzzug gegen die Katharer auf, der als Albigenser-Kreuzzug (1209-1229) bekannt wurde und der Hunderttausenden Katharern das Leben kostete. Es waren die französischen Kreuzitter aus dem "Norden" unter Simon de Montfort, die in diesem Kreuzzug den "Süden" mit unglaublicher Grausamkeit unter die französische Krone und die römische Mitra brachten. Trotzdem dauerte es bis ins 14. Jh., bis der letze Katharer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Die Menschen dieser Region sind offensichtlich sehr nachtragend und haben das nicht vergessen. Der Papst hat sich übrigens bis heute nicht dafür entschuldigt.

Soviel zur Einführung. Nachzutragen wäre an dieser Stelle noch, das der Sentier Cathare mehrfach von einem anderen - in unseren Breiten bekannteren - Weg gekreuzt wird: dem Jakobsweg. Der ist benannt nach dem Apostel Jakobus der aufgrund seiner Toleranz Andersgläubigen gegenüber den interessanten Beinamen "Jakob der Maurenschlächter" bekam (sic!).

Vorwort Die Beschäftigung mit den Katharern begann ca. 2007. Im Winter 2010 wurden die ersten Vorbereitungen für einen Urlaub in den Pyrenäen gestartet. Zwei Dinge waren von Anfang an gesetzt:

1. Die Reise wird mit dem Auto unternommen.
2. Übernachtungen unterwegs erfolgen im Zelt und am Zielort in einer Ferienwohnung mit "einfachem" Komfort (Swimmingpool und Golfplatz sind nicht erwünscht).

Nach langem Suche fiel die Wahl auf die GITES JEAN LUZENT von Dora und Werner Altmüller. Wir wurden nicht enttäuscht, fanden alles,was wir uns vorgestellt hatten und die Wirtsleute erwiesen sich als Sach- und Ortskundige, die uns so manchen Tip gaben, auf den wir allein nicht gekommen wären. Natürlich erwiesen sich ihre deutschsprachigen Wurzeln als sehr hilfreich. Wir möchten uns hier noch einmal für die herzliche Aufnahme bedanken. Für alle, die dieses Ferienquartier ebenfalls nutzen möchten, gibt es nebenan ein paar Eindrücke.

Kapitel 1

Foix (Ariège)

Die Stadt geht vermutlich auf Karl den Großen zurück, der hier eine Kapelle stiftete, aus der sich später die Abbaye de Saint Volusien entwickelte. Die Grafen von Foix waren mächtige Herrscher und setzen sich sehr für die okzitanischen Interessen ein. Sie beschützten die Katharer und einige Angehörige des Grafengeschlechts waren selbst Katharer. Esclarmonde von Foix (1160-1209?) - die Tochter Von Roger Bernhard I. von Foix war selbst eine Vollkommene (=Priesterin) der Katharer. 1207 wurden in Pamiers (15 km von Foix entfernt) Religionsgespräche zwischen Katharern und Katholiken abgehalten. Die Papstkirche hoffte noch, das sich die Katharer durch "bessere Argumente" überzeugen ließen, in den Schoß der heiligen (katholischen) Kirche zurückzukehren. Esclarmode, die sich an den Gesprächen beteiligte, wurde von einem Möch zurechtgewiesen:
"Madame, drehen sie ihre Spindel, Ihnen steht nicht zu, bei dieser Debatte das Wort zu erheben."
Bei den Katharern wurden die Frauen gerechter behandelt und durften auch das Priesteramt ausüben. Gepredigt wurde in der Volkssprache okzitanisch - einer Mischung zwischen Französisch, Spanisch und Italienisch, mit lateinischen Wurzeln . Die Bezeichnung oc für das Wort ja gaben der Sprache, und der Gegend (Languedoc = langue d'oc) ihren Namen. Auch das Wort Okzident hat hier seinen Ursprung.

Zu den bekannten Herren von Foix gehört auch Gaston II. von Foix-Béarn (1331-1391), der nicht nur ein bis heute berühmtes "Buch von der Jagd" (Livre de chasse) verfaßte, sondern auch der Verfasser der "okzitanischen Hymne "Se canta" ist.

Kapitel 2

Mirepoix (Ariège)

Mirepoix am Fluß Hers war im 13. Jh. eine Hochburg der Katharer. 1206 fand hier ein großes Konzil der Katharer statt. Pierre-Roger de Mirepoix d. Ä. war selbst Katharer und Gouverneur der Katharerfestung Montségur. 1209 wurde die Stadt von den Kreuzrittern unter Simon de Montfort erobert, die meisten Katharer waren aber schon in die Berge geflohen. 1223 konnten die Katharer unter Pierre-Roger de Mirepoix d.J - der die Stadt zurückerobert hatte - noch einmal für einige Jahre nach Mirepoix zurückkehren. Jacques Fournier (1285-1342) verdiente sich als Bischof von Mirepoix hier seine Sporen als späterer Papst Benedikt XII. Als unerbittlicher und grausamer Inquisitor diente er seiner Kirche, die sogar die Leichen verstorbener Katharer ausgraben und verbrennen ließ. Seine Inquisitionsprotokolle der Einwohner des Dorfes Montaillou befinden sich heute im Vatikan und sind eine wesentliche Quelle unseres Wissens über die Katharer!
1289 wurde Mirepoix durch eine Überschwemmung zerstört und danach auf der anderen Seite des Flusses wieder aufgebaut. Aus dieser Zeit stammen die meisten Gebäude des Marktplatzes. Attraktion sind die hölzernen Arkaden (Les Couverts) rings um den Marktplatz unter denen sich zahlreiche Geschäfte, Ateliers und Cafés befinden. Großes Lob ist den Stadtvätern (und -müttern) zu zollen. In der Altstadt gib es keine dämlichen Reklametafeln, Verbots- und Gebotsschilder, Dönerbuden, McDonalds u.ä. Freßgeschäfte. Ein großes Freiluftmuseum also, in dem nette Menschen (Bonshommes ?) wohnen. Ich habe versucht, etwas von dieser Atmosphäre in meinen Fotos einzufangen.

Le Sentier Cathare II